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Einsatzbericht
Happy End nach dramatischer Rettungsaktion
Andreas Gruber rettete den Hund vom Mauervorsprung der Fischtreppe.
BAD ABBACH. Der 31. Januar 2014 wird unauslöschlich im Gedächtnis von Cornelia Blochberger bleiben: An diesem Tag büchste ihr Rüde namens Börnie aus und wurde, nach über 100 Kilometern Marsch, in einer dramatischen Rettungsaktion bei Bad Abbach in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr vorm in ihrem Augen sicheren Tod durch Erfrieren gerettet.
Bernie ist ein einjähriger Border-Collie-Berner-Sennen-Mix, rund 30 Kilo schwer, ein „Pracklhund“, wie man in Bayern sagt. Und Börnie ist auch im Alter der Pubertät. Freilich, die Schneid ist so eine Sache, und die ging Bernie gänzlich ab, als im Stall, in dem er mit seinem Frauchen, Heilpraktikerin Cornelia Blochberger war, ein Pferd scheute. Börnie nahm Reißaus.
Die Geschichte nahm ihren Lauf am Freitagnachmittag in Dürnstetten im Reitstall. Börnie war mit dort mit dabei, erschrak vor einem scheuenden Gaul und gab Fersengeld. Zehn Minuten später wurde er bereits in Reichenstetten von einer Bekannten Blochbergers gesehen. Da lief Börnie auf der Straße. Noch war Blochberger ruhig. Sie ging davon aus, dass Börnie sich auf den Weg nach Hause nach Sinzing gemacht hat und konnte auch nicht gleich weg, da ihr Pferd an diesem Tag die Zähne abgehobelt bekam, unter Narkose. Und dann kam auch noch der Hufschmied. Trotzdem fuhr sie schnell nach Sinzing und sah, dass Börnie verschwunden blieb.
Um 16 Uhr trommelte sie dann alle zusammen: Mit mehreren Autos suchten Freunde den Hund, sahen ihn auch ein paar Mal in der Ferne laufen, aber wenn jemand näher kam, nahm Bernie immer wieder Reißaus. Von Dürnstetten über Reichenstetten, Saxberg, Lohstadt führte ihn sein Weg bis nach Poikam. Von dort legte er eine Schleife nach Kapfelberg ein, ward um 18 Uhr in Herrnsaal gesehen und in der Nacht schließlich in Bad Abbach an der Schleuse. „Das waren viele Kilometer für so einen jungen Hund“, dessen Gelenke ich bisher schonte, weil er ja noch nicht ausgewachsen war“, sagt Blochberger.
Börnie liebt Wasser, hat zur Zeit aber wohl die Schnauze davon gründlich voll. Fotos: Hueber-Lutz, Blochberger |
Freilich, die Gelenke interessierten den Halbstarken zu dieser Zeit vermutlich gleich gar nicht. Tja,. Blochberger mutmaßt, dass Börnie es wohl genoss, so als freier Hund umherzustreunen und die Welt zu erkunden, die viel größer ist, als er in seinem einjährigen Hundeleben erahnen konnte. Doch dann kam irgendwann der Zeitpunkt, wo Börnie allein war, ganz allein, fürchterlich allein. Nachdem Blochberger als Heilpraktikerin esoterisch angehaucht ist, schickte sie nach eigenem Bekunden, als sie und ihre Freunde in der Nacht um 1 Uhr die Suche vorerst aufgaben, per „geistiger Verbindung“ ihrem Börnie den Wunsch, er solle so schlau sein, sich Menschen anzuvertrauen.
Und just um diese Zeit hörte Andreas Gruber von der Eiermühle bei Bad Abbach einen Hund bellen. Er hat sich dann noch gewundert, woher das kommt, weil seine Hunde im Haus waren. Grubers Schlaf währte nur kurz, denn der Hund bellte weiter und um 2 Uhr stand Gruber auf und ging den Hund suchen.
„Börnie muss Witterung aufgenommen haben, dass da ein Reitstall ist, und sah wohl nur die eine Möglichkeit durch die Donau ( vor dem Wehr) zu schwimmen um in den Stall zu kommen. Allein da hätte er leicht ertrinken können, er war ja schon 11 Stunden auf den Beinen, schildert Blochberger. An einer unzugänglichen Betonwand an der neuen Fischtreppe am südlichen ist Börnie wohl dann die Kraft endgültig ausgegangen, und er kauerte patschnass auf der Wand. Dort entdeckte ihn Gruber.
Allein, um den Hund zu retten musste er die Schleuse mit einer Leiter überqueren. Und deshalb informierte Gruber die Polizei. Die kam zwar, meinte aber, so teilt Blochberger mit, dass sie dem Hund nicht helfen könne und untersagten Gruber, zum Hund hinüberzuklettern. Etwas 2,5 Meter graben trennten den Hund vorm rettenden Ufer. Und erst war Börnie, so schildert es Gruber, auch auf Radau gebürstet. „I hob scho a bisserl Schiss g’habt“, bekennte er angesichts der kniehohen Hundes, der da knurrte. Aber bald erkannte er, dass Börnie nicht aggressiv war.
In der Zwischenzeit hat wohl auch die Polizei reagiert. Die informierte den Bad Abbacher ’Feuerwehrkommandanten Maximilian Kefer, der alarmierte die Lengfelder und Bad Abbacher Wehr. Für Gruber stand fest: Er lässt den Hund bei minus drei Grad nicht erfrieren. Mit einem Feuerwehrmann stieg Gruber zu dem Hund hinüber, der um diese zeit bereits auf der Wand der Fischtreppe lag, und barg das nasse, kniehohe, zitternde Bündel, das immerhin 30 Kilo schwer ist. Vorher gab es zur Beruhigung Hundeleckerlis für Börnie. Gruber nahm Börnie bei sich auf, rubbelte ihn trocken. Blochberger hatte um 2 Uhr in der Nacht eine „SOS-Meldung“ in Facebook aufgegeben, „die alle teilen sollen. Meinen Status habe ich auch so angezeigt“, sagt sie.
Dann ging alles sehr schnell: Die Erkennungsmarke an Bernies Halsband, – die Polizei gab die Nummer von Andreas Gruber raus. Um 8 Uhr, kaum sechs Stunden nach der Rettungsaktion, holte Blochberger ihren Ausreißer wieder ab. „Ich dachte mir, der Mann ist ein wahrer Mensch ,weil er meinen Hund gerettet hat. Ohne ihn wäre er wohl erfroren“, schildert sie ihre Gefühlslage. Denn sie hat im Juni vergangenen Jahres ihren Sohn (28) verloren - „einen erneuten Verlust hätte ich wohl nicht mehr verkraftet“.
Am Samstag hing es zumindest Börnie gut. Er schlief den ganzen Tag lang und hat wohl auch einen gigantischen Muskelkater. Zudem sei er recht dankbar gewesen, als er das vertraute Frauchen sah. Und Schimpfe bekam Börnie auch, weil er davonlief und nicht in den richtigen Stall zurückfand. Das habe Bernie dann mit einem Jaulen quittiert, aus dem Blochberger auch den Hauch eines Vorwurfs heraushörte, wo sie denn gewesen sei.
Tja, der Rowdy wird nun wohl eine etwas strengere Erziehung bekommen. Blochberger hat ihn bei einem Hundetrainer angemeldet.